Viele Dinge kann ich aber erst heute, 3 Jahre später, nachvollziehen, manches werde ich wohl nie verstehen.
Die Entscheidung ein Auslandspraktikum in Afrika anzugehen, sollte aus tiefstem Herzen kommen und wohl überlegt sein. Sie ist mit einem großen Aufwand (Vorbereitungen – Impfungen, Flüge, Unterkunft, Sparen, Suche nach finanzieller Unterstützung, etc., Vor- und Nachbereitungsseminare in Wien, Nachbereitungen – etliche schriftliche Berichte, Einreichen von Rechnungen bei der Versicherung, Verarbeiten der Erlebnisse), schmerzlichen Erfahrungen (z.B. Heimweh, Krankheiten, Umgang der Menschen miteinander, Aushalten der Beobachtung von absoluter Armut und ihrer Auswirkungen etc.) und Verwirrung (z.B. gesellschaftlicher Umgang, Umgang der Einheimischen mit einem „Mzungu“/“Weißen“, Umgang der „reichen“ Länder mit beispielsweise dem afrikanischen Kontinent, Korruption, Denk- und Glaubensweisen der Einheimischen etc.) verbunden.
All dies kann im Vorfeld leicht unterschätzt werden, sollte jedoch kein Hindernis für eine einzigartige Chance darstellen, sich mit sich selbst, seinen eigenen kulturellen Zugängen und Denk- und Handlungsweisen anderer Kulturen auseinanderzusetzen.
Wie bereits erwähnt konnte ich besonders in persönlicher Hinsicht vom Praktikum profitieren. Die Auseinandersetzung mit den eigenen kulturellen Hintergründen und den persönlichen Ansichten im Vergleich und Kontrast mit/zu teilweise kulturell sehr unterschiedlichen Zugängen ist herausfordernd und zugleich sehr kostbar. Besonders gestärkt wurden meine empathischen Fähigkeiten, Selbstbeherrschung, Aushalten und Hinterfragen von Dingen, die aus meiner kulturellen, ethischen Sicht „falsch“ sind, gemeinsame wertfreie Bearbeitung solcher Differenzen mit Betroffenen, Gesprächsführungskompetenz, und meine Fähigkeit zur (Selbst-)Reflexion.
Ich möchte diese Erfahrung auf keinen Fall missen und ich weiß auch, dass dies nicht mein letzter Besuch am afrikanischen Kontinent bleiben wird.