Repräsentationen von Behinderungen im kritischen Diskurs (SE)
ZurückLV-Nummer | B3.07290.02.030 |
LV-Kürzel | Repkrit |
Studienplan | 2018 |
Studiengangssemester | 2. Semester |
Lehrveranstaltungsmodus | Präsenzveranstaltung |
Semesterwochenstunden / SWS | 2,0 |
ECTS Credits | 2,0 |
Unterrichtssprache | Deutsch |
Die Studierenden
* können Disability als sozial konstruiert und gesellschaftlich hergestellt darlegen.
* können die problematischen sozialhistorischen Entwicklungslinien von Medizin, Psychiatrie, Behindertenhilfe etc. und ihre Ansätze der Medikalisierung und Pathologisierung, Disziplinierung und Normalisierung darstellen und diskutieren.
* können grundlegende Konzepte von Gesundheit und Krankheit erklären und damit verbundene zentrale Begrifflichkeiten im wissenschaftlichen Kontext der DDS beleuchten.
* verfügen über ein Wissen hinsichtlich von empowermentorientierten und selbstbetroffenenkontrollierten Diagnosemanualen, Förderkonzepten, Hilfeplänen und können diese von herkömmlichen Ansätzen unterscheiden.
Bisherige Lehrveranstaltungen laut Studienplan
Die Lehrveranstaltung knüpft an die LV "Medizinische Grundlagen der DDS" an und setzt sich von medizinisch dominierter Diagnostik ab, da mit dieser nicht nur Förderung, sondern auch Separation und Ausschluss einherging. Entfaltet werden somit die problematischen sozialhistorischen Entwicklungslinien von Medizin, Psychiatrie, Behindertenhilfe etc. und ihre Mechanismen der Medikalisierung und Pathologisierung, Disziplinierung und Normalisierung. In Erscheinung tritt die soziokulturelle Konstruiertheit von Gesundheit und Krankheit (inkl. Abhängigkeiten), Normalität und A-Normalität. "Behindertsein" (impairment) und "Behindertwerden" (disability) werden als gesellschaftlich hergestellte Phänomen sichtbar. Zugleich sollen körperliche und psychische Faktizitäten nicht vernachlässigt werden.
Die Studierenden lernen zentrale Begrifflichkeiten (Biomedizinisches Modell, Risikofaktorenmodell, Bio-psychosoziales Modell, Medikalisierung, Public Health, Salutogenese) und deren Relevanz für die DDS kennen.
Die LV fokussiert auf Möglichkeiten der Realisierung von Selbstbestimmung (Self-Advocacy, Persönliche Assistenz, Peer Counselling, Peer Support). Empowermentorientierte und selbstbetroffenenkontrollierte Diagnosemanuale, Förderkonzepte, Hilfepläne etc. stehen im Mittelpunkt (z.B. "Index für Inklusion", "Tools zur persönlichen Zukunftsplanung"), um Handlungsmöglichkeiten einer inklusiven professionellen Praxis erkennbar werden zu lassen.
Barlösius, E. (2004): Kämpfe um soziale Ungleichheit. Machttheoretische Perspektiven. Wiesbaden.
Bretländer, B.; Köttig, M.; Kunz, Th. (2015): Vielfalt und Differenz in der Sozialen Arbeit. Perspektiven auf Inklusion. Stuttgart.
Dörner, K. (1975): Bürger und Irre. Zur Sozialgeschichte und Wissenschaftssoziologie der Psychiatrie. Frankfurt/M.
Dörr, M. (2005): Soziale Arbeit in der Psychiatrie. München/Basel. In: Soziale Arbeit im Gesundheitswesen, Bd. 8.
Elias, N. (1986): Wandlungen der Machtbalance zwischen den Geschlechtern. Eine prozesssoziologische Untersuchung am Beispiel des antiken Römerstaats. In: KZfSS 38, S. 425-449.
Elias, N. (1990): Etablierte und Außenseiter. John L. Scotson. Übers. von Michael Schröter. Frankfurt/M.
Foucault, M. (1973): Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft. Frankfurt/M.
Frances, A. (2013): Normal. Gegen die Inflation psychiatrischer Diagnosen. Köln.
Goffman, E. (1967): Stigma. Über Techniken der Bewältigung beschädigter Identität. Frankfurt/M.
Groß, D.; Söderfeldt, Y. (2017): "Disability Studies" meets "History of Science". Körperliche Differenz und soziokulturelle Konstruktion von Behinderung aus der Perspektive der Medizin-, Technik- und Wissenschaftsgeschichte. Kassel.
ICF International Classification of Funktioning, Disability and Health (i.d.g.F.).
Pfahl, L. (2011): Techniken der Behinderung. Der deutsche Lernbehinderungsdiskurs, die Sonderschule und ihre Auswirkungen auf Bildungsbiografien. Bielefeld.
Pfahl, L.; Powell, J. J.W. (2015): "Ich hoffe sehr, sehr stark, dass meine Kinder (...) mal eine normale Schule besuchen können." Pädagogische Klassifikationen und ihre Folgen für die (Selbst-)Positionierung von Schüler/*innen. In: V. Moser und B. Lütje-Klose (Hg.): Zeitschrift für Pädagogik. Sonderheft Schulische Inklusion 4/2015.
Schreiber-Barsch, S.; Pfahl, L. (2014): Zur Funktion der 'Anderen': Klassifizierungspraktiken im Bildungswesen und das System des Lebenslangen Lernens. In: Hessische Blätter für Volksbildung 3/2014, S. 232-237.
Seminar
LV-immanenter Prüfungscharakter